Unsere Filmreise durch die Südsee war besonders produktiv: In den sechs Wochen haben wir 22 neue Reisereportagen gedreht – das reicht, um im Fernsehen 2 x 90 Minuten auszustrahlen.
Nun werde ich hin und wieder gefragt: Was waren die Highlights auf Deiner Reise?
Bei Robert Louis Stevenson auf Samoa
Tusitala nannten ihn die Samoaner – den Geschichtenerzähler. Gleichzeitig verstanden sie überhaupt nicht, wie Robert Louis Stevenson mit seinen Geschichten Geld verdienen konnte: Zum Beispiel mit der Schatzinsel oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Fünf Jahre hat der schottische Schriftsteller auf West-Samoa gelebt. Robert Louis Stevenson war schwer krank: Er litt 18 Jahren an Tuberkulose.
Schweigend stehe ich hinter seinem Schreibtisch im Studierzimmer und überlege mir, wie er hier wohl gesessen und gearbeitet hat. Durch die offenen Fenster weht ein frischer Wind, es riecht nach tropischen Blumen, in der Ferne pfeifen einige Vögel. Eine wirklich inspirierende Umgebung für einen Autoren.
Auch die Gesundheit von Stevenson besserte sich merklich: Das Klima sorgte für körperliches Wohlbefinden: Die Diener beobachteten, wie der Hausherr beschwingt tanzte, die Einheimischen sahen ihn glücklich beim Ausreiten. Für mich sind die Dreharbeiten in seinem Haus ein sehr berührendes Erlebnis.
Der wilde Westen der Fidschi-Inseln
Levuka ist die große Überraschung dieser Pazifik-Reise: Kurz nach acht Uhr stehe ich auf der Hauptstraße und traue meinen Augen nicht. Bin ich wirklich auf der Fidschi-Insel Ovalau gelandet? Die alten Kolonialwaren-Geschäfte erinnern mich an den Wilden Westen Amerikas, aber nicht an die Südsee. Und plötzlich bin ich mittendrin in einer ziemlich verrückten Geschichte.
Um 1830 ist der Hafen von Levuka ein wichtige Drehscheibe für Händler, Seefahrer und Plantagen-Besitzer: Hier werden Baumwolle, Kopra und Sandelholz gehandelt. 1874 wird die Insel britisch. In der Townhall, dem Versammlungshaus von Levuka hängt heute noch das Bild von Queen Victoria, so selbstverständlich – als sei es erst gestern gewesen. Daneben ein jugendliches Portrait der heutigen Regentin Elisabeth.
Draußen rufen die Schulkinder Bula Bula – gefühlte Hundertmal habe ich diesen Gruß heute schon gehört. Bereits vor 18 Jahren war ich auf den Fidschi Inseln – ich freue mich sehr, dass die Insulaner ihren natürlichen Charme und ihre herzliche Freundlichkeit bewahrt haben. Aus den Fenstern der katholischen Inselschule hört man schon von weitem dem Chor der Grundschüler: Sie singen „Freude schöner Götterfunken“ mit einer solchen Leichtigkeit und Inbrunst. Mich erinnert diese Szene an die „Kinder des Monsieur Matthieu“ – und freue mich über dieses schöne Begrüßungskonzert.
Nun geht es an die Postproduktion: Die Manuskripte sind bereits fertig lektoriert, Anfang April beginnt der Schnitt. Ich freue mich schon sehr auf die Fertigstellung der neuen Reisereportagen.
Hallo Herr Wälde , dieser kleine Artikel erinnerte mich sehr an unseren gemeinsamen Aufenthalt auf Levuka. Es hat mir dort auch sehr gefallen, denn auffallend war ja immer wieder die Freundlichkeit dieser Menschen dort.
Könnte man vielleicht noch mehr von Ihren Berichten erfahren (DVD, o.ä.)? Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
Und…werden Sie wieder einmal starten?
Herzl. Grüße, auch an Ihre Frau ! Annette Nielsen
Liebe Frau Nielsen,
Levuka ist mir immer noch ganz stark in Erinnerung. Der Film über diese Fidschi-Insel ist bereits in der Post-Produktion und wird im Mai online gehen. Sobald die Südsee-Filme fertig sind, werde ich wieder einen Blogbeitrag schreiben.
Herzliche Grüße
Rainer Wälde